Die elektrische Feststellbremse: Funktionen, Vorteile und Nachteile

Die elektrische Feststellbremse: Funktionen und Aufbau

Komfort auf höchstem Niveau lautet die Devise, wenn es um die Entwicklung moderner Fahrzeuge geht. Darum löst die elektrische Feststellbremse, kurz EFB, zunehmend die klassische Handbremse ab. In diesem Artikel erfahren Sie, worin sich die elektrische Feststellbremse nun genau von der Handbremse bzw. dem Bremsfußpedal unterscheidet und welche neuen Funktionen sie mitbringt. Wir erklären den Aufbau und stellen die existierenden Varianten vor. Außerdem gehen wir der Frage nach dem Wartungsaufwand nach und runden den Beitrag mit Tipps am Rande ab, was es zum Thema elektrische Feststellbremse zu beachten gilt.

Funktionsumfang

Die elektrische Feststellbremse: Funktionsumfang

Das Wichtigste zuerst: Wie funktioniert die elektrische Feststellbremse? Anders als bei der mechanischen Feststellbremse wird die elektrische Feststellbremse per Knopfdruck betätigt. Je nach Hersteller ist dies sogar automatisch möglich – etwa beim Abstellen des Motors oder Öffnen der Fahrertür. Lösen lässt sie sich ebenfalls über den Schalter oder automatisch durch Betätigung des Gaspedals.

Neben der typischen Parkbremsfunktion erfüllt die elektrische Feststellbremse dank ihrer Vernetzung mit anderen Fahrzeugsystemen noch weitere Funktionen: So bieten einige Modelle die sogenannte Auto-Hold-Funktion an. Diese speichert den zuletzt ausgeübten Bremsdruck und verhindert so ein ungewolltes Wegrollen im Fahrbetrieb, während der Fuß von der Bremse zum Gaspedal wechselt. Dies erweist sich insbesondere im Stop-and-Go-Verkehr oder beim Halten als nützlich, wie etwa im Stau, an einer Ampel oder an einem Bahnübergang. Eine weitere integrierte Funktion ist die Berganfahrhilfe, die das Auto an Steigungen am Zurückrollen hindert. Bei Fahrzeugen mit Schaltgetriebe öffnet sich die elektrische Feststellbremse erst, wenn genügend Drehmoment vorhanden ist.

Wird die elektrische Feststellbremse darüber hinaus während der Fahrt aktiviert, kommt die Notbremsfunktion in Verbindung mit der Elektronischen Stabilitätskontrolle zum Tragen. Dabei wird das Fahrzeug ähnlich wie beim Anti-Blockier-System (ABS) intervallartig abgebremst, um somit ein Ausbrechen des Fahrzeugs aufgrund blockierter Hinterachsen zu verhindern.

Zudem wird regelmäßig beispielsweise in Abständen von ca. 500 km die Belagdicke der Bremsen mittels einer Bremsenverschleißkontrolle geprüft, indem der bisher zurückgelegte Weg des Bremsbelages und darüber die Belagdicke errechnet wird. So weiß der Fahrer, wann ein Austausch erforderlich ist.

Aufbau

Bei der mechanischen Variante der Feststellbremse erfolgt die Bremskraftübertragung vom Bremshebel aus über Seilzüge auf die Hinterachse, an der heutzutage überwiegend Scheibenbremsen verbaut sind. Hier entscheidet der Fahrer, wie stark die Handbremse angezogen wird. Elektrische Feststellbremsen werden hingegen mithilfe eines sogenannten Stellmotors, d.h. einer Antriebseinheit aus Elektromotor und Getriebe, angetrieben. Der fachmännisch bezeichnete Aktuator ist für die praktische Umsetzung der Steuerungssignale zuständig und verschiebt den Bremskolben im Sattel, sodass die Bremsbeläge gegen die Bremsscheibe gedrückt werden und die Bremskraft eintritt. Die Temperatur der Bremsscheiben wird registriert und falls nötig die Bremskraft entsprechend ausgeglichen.

Grundsätzlich werden in der Fahrzeugproduktion zwei abgestufte Ausführungen von elektrischen Feststellbrems-Systemen eingesetzt, die sich durch den Umfang ihres elektrischen Antriebs voneinander unterscheiden. Vorab sei gesagt, dass keines der vorgestellten Bremssysteme funktioniert, wenn die Batterie leer ist. (Für diesen Fall bieten einige Hersteller eine Notentriegelungsfunktion an.) Zum einem sind elektromechanische Feststellbremsen zu nennen, die ähnlich wie mechanische Feststellbremsen mit Seilzügen agieren, die Spannkraft jedoch mittels eines Elektromotors auf die Hinterachsen übertragen (Cable Puller System). Kurz gesagt handelt es sich hier also um eine elektrifizierte Seilzugbetätigung. Bei Bremsanlagen ohne Seilzug kommen stattdessen die anfänglich besagten Motor-Getriebe-Einheiten an den hinteren Bremssätteln zum Einsatz (Motor on Caliper System). Stichwort Nachrüstung: Bestehende Seilzugsysteme lassen sich als Add-on-Lösung mit der Cable-Puller-Variante zu elektrischen Feststellbremsen aufrüsten.

Darüber hinaus verfügt die elektrische Feststellbremse über ein Steuergerät für die Regelung, Steuerung und Diagnose. Ein Betätigungstaster ermöglicht die Aktivierung bzw. Deaktivierung der elektrischen Feststellbremse. Je nach Funktionsumfang ist das System zudem mit zusätzlichen Sensoren und Tastern zur Aktivierung von Anfahrhilfen ausgestattet.

Wartung und Fehlersuche

Elektrische Feststellbremsen ohne Seilzugsystem sind im Vergleich zu mechanischen Feststellbremsen generell weniger störanfällig, da es nicht wie bei der Handbremse Handbremsseile gibt, die einfrieren oder reißen können. Tritt dennoch der Wartungsfall ein, sollte das Auto zur Überprüfung der allgemeinen Bremswirkung zunächst auf einem Rollenbremsprüfstand getestet werden. Hierbei gilt es zu beachten, dass für die Bremskraft auf Rädern einer Achse unterschiedliche Abweichungen erlaubt sind. So darf die Differenz in der Bremswirkung auf beiden Seiten der Achse im oberen Bereich unmittelbar vor der Blockiergrenze bei Feststellbremsen, die während der Fahrt betätigt werden können, und bei Anhängern, maximal 50 % betragen, bezogen auf den jeweils höheren Wert, und bei anderen Fahrzeugen maximal 95 % betragen.

Liegt kein Fehler in der anfänglichen Sichtprüfung und Mechanik vor, gibt ein Diagnosegerät Aufschluss über weitere eventuelle Fehler in der Elektronik und Steuerung. Hierbei wird der Fehlerspeicher ausgelesen und auf Störungen geprüft.

Müssen die Bremsbeläge gewechselt werden, beispielsweise aufgrund von Verschleiß, wird der Fahrer über eine Bremsbelag-Verschleißanzeige informiert. Für die Erneuerung der Bremsbeläge muss die elektrische Feststellbremse bzw. der Bremskolben zurückgefahren werden. Zum Öffnen und Zurückstellen der elektrischen Feststellbremse gibt es neben den Diagnosegeräten auch spezielle Bremsenrücksteller.

Oftmals kann es vorkommen, dass der Stellmotor betroffen ist, da er nicht unter einer schützenden Abdeckung untergebracht ist, sondern unmittelbar den Witterungsbedingungen ausgesetzt ist. Je nach Fahrzeugmarke muss in diesem Fall nur der Stellmotor oder ggf. die gesamte Bremssatteleinheit ausgetauscht werden.

Fazit

Wer auf neueste Fahrzeugausstattung nicht verzichten möchte, dem bietet die elektrische Feststellbremse nun ein noch sichereres und komfortableres Fahrerlebnis. Größere Platzersparnis und weniger Handling durch den Fahrer, dazu integrierte Sicherheitsfunktionen sprechen für sich. Der Wartungsaufwand ist dabei im Vergleich zur mechanischen Handbremse zwar geringer, fällt dafür aber im Fall der Fälle kostenmäßig stärker ins Gewicht. Mit der Zunahme an verbauter Technik werden zudem moderne Diagnosetools notwendig.

Ein Tipp von AUTODOC: Handelt es sich um einen PKW mit Schaltgetriebe, empfiehlt es sich, neben der Feststellbremse auch den ersten Gang einzulegen, wenn die Fahrzeugfront in Bergrichtung ausgerichtet ist. Ist die Fahrzeugfront gen Tal ausgerichtet, sollte der Rückwärtsgang eingelegt werden.
Ein Sonderfall stellt sich, wenn das Auto bei Minusgraden mit Feststellbremse geparkt wird. Bei modernen Autos stellt Frost zwar ein geringeres Risiko dar, doch auch hier sollte unter Zuhilfenahme des Handbuchs geprüft werden, ob die automatische Aktivierung der elektrischen Feststellbremse ausgeschaltet und stattdessen eine Unterlegkeile zum Sichern der Räder verwendet werden sollte. Falls verfügar sollte das Auto bei solchen Temperaturen möglichst in einer Garage oder an einem anderen Ort abgestellt werden, an dem es vor Frost geschützt ist.

Ihr Profil ist Ihr persönlicher Assistent

Es dient der Autokostennachverfolgung, als Serviceheft und Teileaustauschplaner sowie als Notizen- und Dokumentenablage.