Die Wegfahrsperre: Schutz vor Autodieben

Die Wegfahrsperre: Schutz vor Autodieben

Die zunehmende Anzahl an Autodiebstählen Anfang der 90er Jahre führte dazu, dass die Straßenverkehrszulassungsordnung (StVZO) mit Wirkung ab dem 1. Januar 1998 dahingehend geändert wurde, dass alle Fahrzeuge, die in Deutschland neu zugelassen werden, über eine elektronische Wegfahrsperre verfügen müssen. Auch wenn diese noch immer keine hundertprozentige Sicherheit bietet, ist deutlich zu erkennen, dass diese Vorschrift ihre Wirkung nicht verfehlt hat, wenn man sich die Statistik der Autodiebstähle genauer ansieht. Während im Jahr 1993 noch über 105 000 Autos gestohlen wurden, waren es 2003 noch ungefähr 31 700 und 2013 nur noch ca. 18 800 Fahrzeuge. Wegfahrsperren werden allerdings nicht nur verwendet, um zu verhindern, dass ein Pkw gestohlen wird. Auch Polizei und Ordnungsamt nutzen mechanische Wegfahrsperren, wenn sie ein Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen müssen. In diesem Artikel erfährst du, wie dieser Kfz-Diebstahlschutz funktioniert, welche verschiedenen Arten es gibt, wie du eine mechanische und eine elektronische Wegfahrsperre entsperren kannst und was du tun kannst, wenn aufgrund eines Defekts dein Auto nicht anspringt.

Was ist eine elektronische Wegfahrsperre und wie funktioniert sie?

Was ist eine elektronische Wegfahrsperre

Diese Art der Diebstahlsicherung soll verhindern, dass dein Fahrzeug ohne den dazugehörigen Schlüssel gestartet wird. Du selbst bemerkst jedoch meistens gar nicht, dass dein Auto eine Wegfahrsperre hat, da du sie beim Ausschalten des Motors automatisch aktivierst und beim Anlassen wieder deaktivierst. Doch wie funktioniert das genau?

 Generell kann zwischen den folgenden drei Generationen unterschieden werden: 
  1. Dreikreisunterbrechung: Diese erste Generation wurde in den 1990er Jahren als Autodiebstahlschutz eingebaut. Hierbei wird das Starten des Motors verhindert, indem die Verbindung zwischen Kraftstoffzufuhr, Zündung und Anlasser unterbrochen wird. Heute wird sie jedoch nicht mehr verwendet, da sie relativ einfach geknackt werden kann, da lediglich ein elektrischer Schalter überbrückt werden muss.
  2. Magnetfrequenzidentifizierung (radio-frequency identification, RFID): Diese zweite Generation der Wegfahrsperre wurde Mitte der 90er Jahre eingeführt und sorgt dafür, dass das Motorsteuergerät blockiert wird. Hierbei erfolgt die Aktivierung und Deaktivierung über einen elektrischen Impuls, der von einem im Autoschlüssel integrierten RFID-Chip an das Motorsteuergerät gesendet wird. Das funktioniert aber nur mit dem zum Fahrzeug passenden Schlüssel, da der darin enthaltene Chip eine spezifische Seriennummer hat, die vom Steuergerät abgefragt wird, welches nur bei einer Übereinstimmung entsperrt wird.
  3. Optimierte Magnetfrequenzidentifizierung: Da sich auch professionelle Fahrzeugdiebe immer weiterentwickeln und irgendwann Wege gefunden haben, wie das Signal zwischen Schlüssel und Steuergerät unterbrochen werden kann, wurde die zweite Generation in der dritten optimiert. Diese Optimierung besteht in der Verschlüsselung des vom RFID-Chip gesendeten Signals.

Obwohl eine elektronische Wegfahrsperre im Auto einen Diebstahl nicht hundertprozentig ausschließen kann, ist diese trotzdem sinnvoll, da insbesondere Gelegenheitsdiebe nicht in der Lage sind, diese zu knacken. Auch professionelle Diebe werden durch diese Diebstahlsicherung wenigstens so lange ausgebremst, dass die Gefahr, erwischt zu werden, stark ansteigt. Wenn du dein Auto noch stärker vor dem unbefugten Zugriff Dritter schützen möchtest, hast du die Möglichkeit, eine Autoalarmanlage einzubauen oder eine zusätzliche mechanische Wegfahrsperre zu verwenden.

Wie unterscheidet sich eine elektronische von einer mechanischen Wegfahrsperre?

Im Gegensatz zur elektronischen Wegfahrsperre ist ein mechanischer Kfz-Diebstahlschutz nicht verpflichtend, sondern kann als zusätzlicher Schutz freiwillig verwendet werden. Außerdem ist dieser in Form von Radkrallen und Ventilwächtern besonders bei Ordnungshütern beliebt.

  • i Radkralle: Diese kann an der Felge eines beliebigen Rades angebracht werden und ist mit einem Schloss gesichert. Aufgrund des blockierten Rades ist es nicht mehr möglich, das Fahrzeug zu fahren.
  • i Ventilwächter: Dieser wird auf das Ventil eines Fahrzeugreifens geschraubt und sorgt dafür, dass das Ventil bei einer Geschwindigkeit von mehr als 15 km/h geöffnet wird, wodurch die Luft aus dem Reifen entweicht. Diese Wegfahrsperre wird jedoch stark kritisiert, weil es noch immer möglich ist, das Fahrzeug in Schrittgeschwindigkeit zu fahren, sie durch einen Reifenwechsel umgangen werden kann und sie oft nicht bemerkt wird, wodurch der durch ihn verursachte platte Reifen schnell zu einem Unfall mit Verletzten führen kann.
  • i Lenkradkralle: Diese schneidet bei Tests mechanischer Wegfahrsperren immer sehr gut ab, da sie eine gute Abschreckungswirkung hat sowie günstig und zuverlässig ist. Die Lenkradkralle wird am Lenkrad und an einem Pedal befestigt, wodurch sowohl die Bewegung des Lenkrads als auch die Betätigung des Pedals effektiv verhindert wird.
  • i OBD-Saver: Dieser wird an der OBD-Buchse angebracht und blockiert den Zugang zum Bordcomputer, wodurch verhindert wird, dass Autodiebe zum Beispiel mithilfe eines Laptops auf die Fahrzeugsteuerung zugreifen und die elektronische Wegfahrsperre deaktivieren können.
  • i Gangschaltungssperre: Diese wird in der Mittelkonsole angebracht und mit Schrauben gesichert. Sie blockiert die Schaltung im Rückwärtsgang bzw. in der P-Stellung bei Automatikgetrieben.

Welche Autos haben eine Wegfahrsperre?

Laut § 38a, Absatz 1 der Straßenverkehrszulassungsordnung sind die Fahrzeughersteller seit 1998 dazu verpflichtet, alle Personenkraftwagen, Lastkraftwagen, Sattelzugmaschinen und Zugmaschinen, deren zulässiges Gesamtgewicht maximal 3,5 Tonnen beträgt, mit einer elektronischen Wegfahrsperre auszustatten. Schwerere Fahrzeuge sind von dieser Pflicht ausgenommen, da sie aufgrund ihrer Größe eher seltener gestohlen werden. Auch Kleinkrafträder, Trikes, Fahrräder mit Hilfsmotor sowie Land- und forstwirtschaftliche Maschinen benötigen nicht unbedingt eine elektronische Wegfahrsperre. Diese können jedoch freiwillig mit einem mechanischen Diebstahlschutz versehen werden. Für motorisierte Zwei- und Dreiräder, die eine Höchstgeschwindigkeit von über 45 km/h und einen Hubraum von mehr als 50 Kubikzentimetern haben, ist dagegen eine andere Sicherungsvorrichtung, wie beispielsweise ein Schloss, verpflichtend, um einen Diebstahl zu verhindern. Heutzutage werden allerdings elektronische Wegfahrsperren auch schon in den meisten Motorrädern standardmäßig eingebaut.

Obwohl du als Fahrzeughalter*in nicht dazu verpflichtet bist, einen solchen Diebstahlschutz nachzurüsten, solltest du dich trotzdem davon überzeugen, dass dein Fahrzeug damit ausgestattet ist und dass dieser auch funktioniert. Dies gilt insbesondere beim Kauf eines Gebrauchtwagens. Denn sollte dein Wagen gestohlen werden, da er keine oder eine defekte Wegfahrsperre hat, zahlt deine Versicherung den Diebstahl möglicherweise gar nicht oder nur teilweise.

Was ist, wenn die Wegfahrsperre defekt ist?

Es kann allerdings auch vorkommen, dass du als Fahrzeughalter*in dein Auto trotz richtigem Schlüssel plötzlich nicht mehr starten kannst oder das Symbol der Wegfahrsperre am Armaturenbrett aufleuchtet. Die Ursache hierfür kann entweder eine leere Autobatterie, eine leere Batterie im Autoschlüssel oder eine defekte Verkabelung sein. Falls es an einer leeren Batterie liegt und du diese rechtzeitig wechselst, kannst du dein Fahrzeug anschließend wieder ganz normal starten, ohne dass weitere Maßnahmen erforderlich sind. 

Sollte allerdings der Wechsel der Autobatterie oder der zu späte Wechsel der Batterie des Autoschlüssels dazu führen, dass die Daten auf dem RFID-Chip gelöscht werden, ist der Gang zur Kfz-Werkstatt leider unvermeidlich. Hier muss der Chip erst wieder neu an dein Fahrzeug angelernt werden. Die Kfz-Mechaniker*innen können dabei auch feststellen, ob die Ursache tatsächlich nur eine leere Batterie war oder ob sogar ein anderer Defekt vorliegt. Im letzteren Fall muss die defekte Komponente ausgetauscht und der Transponder neu angelernt werden. 

Dies ist übrigens auch erforderlich, wenn du deinen Autoschlüssel verlierst oder das Motorsteuergerät gewechselt werden muss. Solltest du stattdessen die elektronische Wegfahrsperre komplett deaktivieren, riskierst du nicht nur deinen vollständigen Versicherungsschutz sondern auch ein Verwarngeld in Höhe von 10 Euro.

Fazit

Die Einführung der Pflicht zum Einbau einer elektronischen Wegfahrsperre hat zwar zu einer drastischen Reduzierung der gemeldeten Autodiebstähle geführt, diese sind aber trotzdem immer noch nicht hundertprozentig auszuschließen, da sich auch die professionellen Autodiebe stetig weiterentwickeln. Um das Risiko noch weiter zu senken, solltest du stets darauf achten, deinen Autoschlüssel auch bei kurzen Stopps grundsätzlich abzuziehen, den Schlüssel unterwegs immer bei dir zu tragen, keinen Ersatzschlüssel im Auto liegen zu lassen, beim Parken stets das Lenkrad einrasten zu lassen sowie alle Fenster und eventuell das Schiebedach zu schließen.

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