
Ohne AdBlue würden Dieselfahrzeuge um ein Vielfaches mehr schädliche Abgase, genau genommen Stickoxide, emittieren. Angesichts der steigenden Anforderungen neuer EU-Emissionsnormen wie der Euro-6-Norm ist AdBlue also unerlässlich. Doch was steckt hinter diesem Harnstoff? Wie funktioniert der Harnstoff genau und wie steht es um die praktische Anwendung und die Kosten? Mehr dazu erfahren Sie in dem nachfolgenden Artikel.
Hintergrund
AdBlue ist der Handelsname für die Harnstofflösung „Aqueous Urea Solution 32“, abgekürzt zu „AUS 32“, und ist eine eingetragene Marke des Verbands der Automobilindustrie (VDA). Es handelt sich zusammengefasst um ein Reduktionsmittel der Abgasnachbehandlung, das auf dem Schadstoffregelungssystem der sogenannten „selektiven katalytischen Reduktion“ (SCR) basiert. Die SCR-Technik ist neben Oxidationskatalysatoren und Partikelfiltern eine der Vorrichtungen zur Schadstoffreduktion bei Dieselfahrzeugen und stellt Teil der Bemühungen dar, die in Europa geltenden Emissionsgrenzwerte zu unterschreiten. Insbesondere die aktuelle Euro-6-Abgasnorm stellt hier mit einem maximalen Stickoxidausstoß von 80 mg pro Kilometer hohe Anforderungen an die Abgasreduzierung.
Funktion und Nutzung
Die wässrige Harnstofflösung, AdBlue, wird mittels einer chemischen Reaktion aus Ammoniak und Kohlendioxid hergestellt. Wird diese Lösung nun in den Abgasstrom gesprüht, zersetzt der dahinterliegende SCR-Katalysator diese ab einer Abgastemperatur von 170 Grad, wobei die Stickoxide (NOx) durch das entstandene Ammoniak in unschädliches Stickstoff und Wasserdampf umgewandelt werden. Auf diese Weise wird die Stickoxidemission um bis zu 90 Prozent reduziert.
Die Qualitätsanforderungen an AdBlue sind in der ISO-Norm 22241 geregelt, die die DIN-Norm 70700 ablöst. Bei LKWs kommt diese SCR-Technik schon seit längerem zum Einsatz. Bei PKWs finden SCR-Vorrichtungen seit der Euro-6-Norm von 2014 mit noch umfangreicherer Senkung der Stickoxidemissionen Verbreitung. Zwischen AdBlue für PKWs und AdBlue für LKWs gibt es keine Qualitätsunterschiede. Bei kleineren Fahrzeugen mit Euro-6-Norm kommen hingegen NOx-Speicherkatalysatoren zum Einsatz.
Kosten

AdBlue ist abgesehen von Tankstellen und Werkstätten auch im Einzelhandel erhältlich, wie etwa in Baumärkten, Geschäften für Autozubehör und vereinzelt in Discountern. Die Preise bewegen sich bei unter 1 bis 4 Euro pro Liter, wobei die Kosten mit zunehmender Kaufmenge sinken. Verkauft wird AdBlue in Flaschen, Kanistern und größeren Gebinden. Diese sollten mit der ISO-Norm 22241 gekennzeichnet sein.
Anwendung

AdBlue wird in einen zusätzlichen Tank am Auto gefüllt, der wie das Benzin regelmäßig aufgefüllt werden muss. Ähnlich wie der Benzintank wird auch der AdBlue-Tank elektronisch kontrolliert, jedoch wird er nicht in Form von Litern angegeben, sondern als Restreichweite des Fahrzeugs. So erfolgen bei niedrigem Füllstand, standardmäßig bei einer Restreichweite von 2.400 Kilometern, der erste Hinweis und bei 1.600 sowie 1.000 Kilometern die nächsten Aufforderungen zum Nachfüllen. Bei leerem AdBlue-Tank lässt sich der Motor aufgrund zu starker Umweltverschmutzung nicht mehr einschalten bzw. es ist nur der Notlaufbetrieb möglich. Ebenso wie der Kraftstoffverbrauch hängt auch der Verbrauch von AdBlue von der eigenen Fahrweise und diversen Faktoren wie dem Fahrzeuggewicht ab. Nach Angaben des VDA liegt dieser im Durchschnitt bei 0,2 Liter pro 100 Kilometer. Eine AdBlue-Füllung kann beispielsweise für eine Fahrtstrecke von 5.000 bis 15.000 Kilometern reichen.
Der Einfüllstutzen des Zusatztanks befindet sich in der Regel im Kofferraum oder neben dem Kraftstofftank. Üblicherweise erfolgt das Nachfüllen durch die Werkstatt im Rahmen der regelmäßig durchgeführten Inspektionen und sollte bis zur nächsten Inspektion ausreichen, sofern nicht übermäßig viel Auto gefahren wird. Sollte die von der Werkstatt nachgefüllte Menge einmal nicht ausreichen, können Autofahrer problemlos selber nachfüllen. Zapfsäulen zum Selbertanken gab bzw. gibt es zwar häufig bislang nur für LKWs (ab Euro-Norm 4), die entsprechend über SCR-Vorrichtungen und AdBlue-Tanks verfügen. Einige Tankstellen bieten jedoch mittlerweile auch Tankanlagen für PKWs an, die über Suchmaschinen und Apps auffindbar sind. Dabei darf der AdBlue-Tank nicht mit dem Benzintank verwechselt werden, da eine Fehlbetankung und ein Einschalten des Motors schwerwiegende Motorschäden zur Folge hat. Eine versehentliche Betankung des AdBlue-Tanks mit Benzin durch Zapfschläuche ist jedoch unwahrscheinlich, da der Einfüllstutzen des AdBlue-Tanks kleiner ist als der des Benzintanks. Lediglich beim Befüllen mit Kanistern und Flaschen sollte also genau darauf geachtet werden. Für neue Automodelle, die über AdBlue-Dosiersysteme verfügen, werden auch sogenannte Refill-Kits angeboten. Diese beinhalten neben AdBlue-Dosierflaschen spezielle Adapter bzw. Tankstutzen, die das Betanken mit AdBlue einfacher machen.
Was die Lagerung betrifft, kann die Funktion von AdBlue nur bei Temperaturen zwischen -11 und 30 Grad gewahrt werden. AdBlue-Vorräte sollten also nicht in extremer Kälte gelagert werden, da sie anderenfalls einfrieren würde. Aus diesem Grund ist das AdBlue-Dosiersystem auch beheizt, was von der Bordelektronik gesteuert wird. Bei ordnungsgemäßer Lagerung beträgt die Haltbarkeit dann mindestens 12 Monate.
AdBlue ist ungiftig und gehört der Wassergefährdungsklasse 1 an, d.h., es stellt keine Umweltbelastung dar. Es kann lediglich zu Korrosionen bei Metallen und zu Hautreizungen kommen, in welchem Fall die Lösung dann mit viel Wasser abgespült werden kann. Häufig wird der Stoff in Dünger eingesetzt.
Fazit
Für den Übergang zur grünen Verkehrswende hat die Abgasreduzierung oberste Priorität. Da ein Verzicht auf Diesel derzeit unmöglich ist, um die ehrgeizigen Ziele des Klimaschutz-Plans der EU zu erreichen, müssen neben innermotorischen Maßnahmen auch entschiedenere Maßnahmen zur Abgasnachbehandlung ergriffen werden. Moderne Nutzfahrzeuge und Personenkraftfahrzeuge müssen also immer strengere Umweltauflagen erfüllen, was nur durch neue Technologien wie das im vorliegenden Artikel vorgestellte SCR-System mit dem Harnstoff AdBlue erreicht werden kann. AdBlue stellt damit einen zentralen Baustein der Abgasnachbehandlung dar. Vielfahrer werden so in die Pflicht genommen, sich um eine ausreichende Versorgung mit AdBlue zu kümmern, da anderenfalls kein Weiterkommen möglich ist. Doch was sich bei LKWs jahrelang bewährt hat, sollte letztendlich auch bei PKWs positive Effekte hervorbringen.
Ein Tipp von AUTODOC: Das Nachfüllen von AdBlue wirft häufig die Frage auf, wie viel genau nachgefüllt werden muss, da dies in der Regel nicht von der Bordelektronik mitgeteilt wird. Manche Automodelle geben möglicherweise eine Spanne an. Ansonsten hilft hier nur ein Blick ins Betriebshandbuch, in dem das maximale Fassungsvermögen des AdBlue-Tanks angegeben ist, der je nach Fahrzeuggröße zwischen acht und 30 Litern betragen kann. Zudem sollten Sie einen Hinweis auf den Verbrauch finden, in der Regel beträgt dieser ca. 3 bis 5 Prozent des Kraftstoffverbrauchs. Es empfiehlt sich, zur genauen Dosierung eher auf kleinere Kanister zurückzugreifen statt auf große Gebinde. Falls etwas überlaufen sollte, können Sie es mit Wasser einfach abspülen. Tanken Sie auch nicht an Zapfsäulen, die ausschließlich für LKWs bestimmt sind, da diese für eine höhere Durchflussmenge ausgelegt sind und der Tank somit schnell überlaufen könnte.
- @user_14309524.02.2023 19:15Mitglied
Vielen Dank für diesen Beitrag zu AdBlue. Interessant, dass es sich dabei um eine wässrige Harnstofflösung handelt. Ich muss meinen neuen Diesel damit betanken und wollte mich daher dazu informieren.
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