AdBlue: Was ist das? Funktion, Kosten, Anwendung und Zusammensetzung

Was ist AdBlue: Funktion, Kosten, Anwendung

Besitzer und Besitzerinnen eines Benziners wissen es: Sie brauchen kein AdBlue für ihr Fahrzeug. Allerdings würden Dieselfahrzeuge ohne AdBlue um ein Vielfaches mehr schädliche Abgase, genau genommen Stickoxide, emittieren. Angesichts der steigenden Anforderungen neuer EU-Emissionsnormen wie der Euro-6-Norm ist AdBlue also unerlässlich. Doch was steckt hinter diesem Harnstoff? Wie funktioniert der Harnstoff AdBlue genau und wie steht es um die praktische Anwendung und die Kosten? Mehr dazu erfahren Sie in dem nachfolgenden Artikel.

Was ist AdBlue®?

AdBlue® ist der Handelsname für die Harnstofflösung „Aqueous Urea Solution 32“, abgekürzt zu „AUS 32“, und ist eine eingetragene Marke des Verbands der Automobilindustrie (VDA).

Wofür ist AdBlue? 

AdBlue ist eine wässrige Lösung aus Harnstoff und demineralisiertem Wasser, die in Dieselfahrzeugen vor einem SCR-Katalysator eingespritzt wird. Dort reagiert die Lösung mit den schädlichen Stickoxiden und wandelt sie in Wasserdampf und Stickstoff um.

Bei dem speziellen SCR-Katalysator, in dem AdBlue seine Wirkung entfalten kann, handelt es sich um einen Selektiv-Katalysator, in dem sich auch der AdBlue-Lagertank des Fahrzeugs befindet. Er verfügt über Titan-, Vanadium- und Wolfram-Beschichtungen und nutzt Ammoniak zur Reduktion von Stickoxiden. Die SCR-Technik ist neben Oxidationskatalysatoren und Partikelfiltern eine der Vorrichtungen zur Schadstoffreduktion bei Dieselfahrzeugen und stellt Teil der Bemühungen dar, die in Europa geltenden Emissionsgrenzwerte zu unterschreiten. Insbesondere die aktuelle Euro-6-Abgasnorm stellt hier mit einem maximalen Stickoxidausstoß von 80 mg pro Kilometer hohe Anforderungen an die Abgasreduzierung, wofür AdBlue eine ideale Lösung bietet.

AdBlue – Zusammensetzung

AdBlue setzt sich aus nur zwei Komponenten zusammen: Harnstoff (32,5 %) und demineralisiertes Wasser (67,5 %). Mit nur zwei Inhaltsstoffen ist AdBlue in der Lage, die Stickoxidemission des Fahrzeugs um bis zu 97 % zu reduzieren. Jetzt, wo wir wissen, woraus AdBlue besteht, widmen wir uns seiner Aufgabe.

AdBlue – Funktion und Nutzung

Nach dem Verbrennungsvorgang wird AdBlue im Auspuff des Fahrzeugs vor dem SCR-Katalysator eingespritzt. Dort findet eine Reaktion zwischen den Schadstoffen und AdBlue statt, die Stickoxide in ungefährlichen Stickstoff und Wasserdampf umgewandelt. Das Funktionsprinzip von AdBlue ist demnach eine chemische Reaktion und es gibt zwischen den einzelnen Produkten auch keinen Unterschied darin, wie AdBlue funktioniert.

Die Qualitätsanforderungen an AdBlue sind in der ISO-Norm 22241 geregelt, die die DIN-Norm 70700 ablöst. Bei LKWs kommt diese SCR-Technik schon seit längerem zum Einsatz. Bei PKWs finden SCR-Vorrichtungen seit der Euro-6-Norm von 2014 mit noch umfangreicherer Senkung der Stickoxidemissionen Verbreitung. Zwischen AdBlue für Pkws und AdBlue für Lkws gibt es keine Qualitätsunterschiede. Unterschiede bei AdBlue findet man zumeist beim Preis und der individuellen Zusammensetzung, nicht bei der Qualität. Bei kleineren Fahrzeugen mit Euro-6-Norm kommen hingegen NOx-Speicherkatalysatoren zum Einsatz.

AdBlue – Kosten

AdBlue ist abgesehen von Tankstellen und Werkstätten auch im Einzelhandel erhältlich, wie etwa in Baumärkten, Geschäften für Autozubehör und vereinzelt auch bei Discountern. Die Preise bewegen sich zwischen 1 bis 4 Euro pro Liter, wobei die Kosten mit zunehmender Kaufmenge sinken. Verkauft wird AdBlue in Flaschen, Kanistern und größeren Gebinden. Diese sollten mit der ISO-Norm 22241 gekennzeichnet sein.

Anwendung: Wie Kann Man AdBlue Nachfüllen?

AdBlue wird in einen zusätzlichen Tank am Auto gefüllt, der wie das Benzin regelmäßig aufgefüllt werden muss. Ähnlich wie der Benzintank wird auch der AdBlue-Tank elektronisch kontrolliert, jedoch wird er nicht in Form von Litern angegeben, sondern als Restreichweite des Fahrzeugs. So erfolgt bei niedrigem Füllstand, standardmäßig bei einer Restreichweite von 2400 Kilometern, der erste Hinweis und bei 1600 sowie 1000 Kilometern die nächsten Aufforderungen zum Nachfüllen. Bei leerem AdBlue-Tank lässt sich der Motor aufgrund zu starker Umweltverschmutzung nicht mehr einschalten bzw. es ist nur der Notlaufbetrieb möglich. Ebenso wie der Kraftstoffverbrauch hängt auch der Verbrauch von AdBlue von der eigenen Fahrweise und diversen Faktoren wie dem Fahrzeuggewicht ab. 

Wann Sollte Man AdBlue Nachfüllen?

Nach Angaben des VDA liegt der Verbrauch im Durchschnitt bei 0,2 Litern pro 100 Kilometer. Eine AdBlue-Füllung kann beispielsweise für eine Fahrtstrecke von 5000 bis 15 000 Kilometern reichen.

Was ist ein AdBlue-tank?

Ein AdBlue-Tank ist ein zusätzlicher Tank, in dem die Harnstoff-Wasserlösung aufbewahrt wird. Der Einfüllstutzen des Zusatztanks befindet sich in der Regel im Kofferraum oder neben dem Kraftstofftank. Üblicherweise erfolgt das Nachfüllen durch die Werkstatt im Rahmen der regelmäßig durchgeführten Inspektionen und sollte bis zur nächsten Inspektion ausreichen, sofern nicht übermäßig viel Auto gefahren wird. Sollte die von der Werkstatt nachgefüllte Menge einmal nicht ausreichen, können Autofahrer und -fahrerinnen problemlos selbst nachfüllen. Zapfsäulen zum Selbertanken gab bzw. gibt es zwar häufig bislang nur für Lkws (ab Euro-Norm 4), die entsprechend über SCR-Vorrichtungen und AdBlue-Tanks verfügen. Einige Tankstellen bieten jedoch mittlerweile auch Tankanlagen für Pkws an, die über Suchmaschinen und Apps auffindbar sind. Dabei darf der AdBlue-Tank nicht mit dem Benzintank verwechselt werden, da eine Fehlbetankung und ein Einschalten des Motors schwerwiegende Motorschäden zur Folge haben. Eine versehentliche Betankung des AdBlue-Tanks mit Benzin durch Zapfschläuche ist jedoch unwahrscheinlich, da der Einfüllstutzen des AdBlue-Tanks kleiner ist als der des Benzintanks. Lediglich beim Befüllen mit Kanistern und Flaschen sollte also genau darauf geachtet werden. Für neue Automodelle, die über AdBlue-Dosiersysteme verfügen, werden auch sogenannte Refill-Kits angeboten. Diese beinhalten neben AdBlue-Dosierflaschen spezielle Adapter bzw. Tankstutzen, die das Betanken mit AdBlue einfacher machen.

AdBlue Stutzen

Kann AdBlue Einfrieren?

AdBlue gefriert bei ungefähr –11 °C. Auch wenn es nach dem Auftauen wieder nutzbar ist, kann ein Einfrieren negative Konsequenzen haben, denn die Lösung vergrößert sich, wenn sie gefriert und der Behälter in dem das AdBlue aufbewahrt wird, kann platzen. Im Fahrzeug selbst wird das AdBlue-Dosiersystem beheizt, eine Lagerung der Lösung im Außenbereich sollte nur bei Temperaturen zwischen –5 °C und +20 °C erfolgen. Bei ordnungsgemäßer Lagerung beträgt die Haltbarkeit dann mindestens 12 Monate.

Ist AdBlue Giftig?

AdBlue ist ungiftig, kann allerdings bei Kontakt mit den Augen, der Haut oder beim Einatmen in den Atemwegen Reizungen verursachen. Außerdem gehört die Lösung der Wassergefährdungsklasse 1 an, was bedeutet, dass sie keine Belastung für die Umwelt darstellt. 

Fazit

Für den Übergang zur grünen Verkehrswende hat die Abgasreduzierung oberste Priorität. Da ein Verzicht auf Diesel derzeit unmöglich ist, um die ehrgeizigen Ziele des Klimaschutzplans der EU zu erreichen, müssen neben innermotorischen Maßnahmen auch entschiedenere Maßnahmen zur Abgasnachbehandlung ergriffen werden. Moderne Nutzfahrzeuge und Personenkraftfahrzeuge müssen also immer strengere Umweltauflagen erfüllen, was nur durch neue Technologien wie das im vorliegenden Artikel vorgestellte SCR-System mit der Harnstofflösung AdBlue erreicht werden kann. AdBlue stellt damit einen zentralen Baustein der Abgasnachbehandlung dar. Vielfahrer und Vielfahrerinnen werden so in die Pflicht genommen, sich um eine ausreichende Versorgung mit AdBlue zu kümmern, da anderenfalls kein Weiterkommen möglich ist. Doch was sich bei Lkws jahrelang bewährt hat, sollte auch bei Pkws positive Effekte hervorbringen.

Ein Tipp von AUTODOC: Das Nachfüllen von AdBlue wirft häufig die Frage auf, wie viel genau nachgefüllt werden muss, da dies in der Regel nicht von der Bordelektronik mitgeteilt wird. Manche Automodelle geben möglicherweise eine Spanne an. Ansonsten hilft hier nur ein Blick ins Betriebshandbuch, in dem das maximale Fassungsvermögen des AdBlue-Tanks angegeben ist, der je nach Fahrzeuggröße zwischen 8 und 30 Litern betragen kann. Zudem sollten Sie einen Hinweis auf den Verbrauch finden, in der Regel beträgt dieser ca. 3 bis 5 Prozent des Kraftstoffverbrauchs. Es empfiehlt sich, zur genauen Dosierung eher auf kleinere Kanister zurückzugreifen statt auf große Gebinde. Falls etwas überlaufen sollte, können Sie es mit Wasser einfach abspülen. Tanken Sie auch nicht an Zapfsäulen, die ausschließlich für Lkws bestimmt sind, da diese für eine höhere Durchflussmenge ausgelegt sind und der Tank somit schnell überlaufen könnte.

 Häufig gestellte Fragen (FAQ) 

⚠ Was macht AdBlue?

AdBlue reduziert den Abgasausstoß von schädlichem Stickoxid um bis zu 97 %, indem es ihn in einem speziellen Katalysator in Dieselfahrzeugen zu Stickstoff und Wasserdampf umwandelt.

⚠ Aus was besteht AdBlue?

AdBlue besteht aus Harnstoff (32,5 %) und demineralisiertem Wasser (67,5 %). Der Harnstoff ist synthetisch und wird aus Ammoniak und Kohlendioxid hergestellt.

⚠ Ab wann ist AdBlue Pflicht?

Mit Einführung der Abgasnorm Euro 6, die den maximalen Stickoxid-Ausstoß auf 180 mg pro km festlegte, wurde AdBlue für alle Neufahrzeuge im September 2015 zur Pflicht.

⚠ Gibt es Qualitätsunterschiede bei AdBlue?

Nein, Unterschiede in der Qualität gibt es keine. Lediglich im Preis, in der Menge und in der Zusammensetzung können sich Unterschiede zeigen.

⚠ Soll ich AdBlue in den Dieseltank füllen?

Nein! AdBlue hat im Dieseltank nichts verloren. Das Harnstoffgemisch hat einen eigenen, speziell dafür vorgesehenen Tank mit Einfüllstutzen am Fahrzeug. Bei einem Falschtanken keinesfalls den Motor starten, um größere Schäden zu vermeiden.

⚠ Welche Unterschiede gibt es zwischen AdBlue 22241 und AdBlue 22241-1?

Es gibt keine Unterschiede zwischen den ISO-Normen 22241 und 22241-1. Vielmehr ist ISO-Norm 22241-1 ein Teil der ISO-Norm 22241, in dem die Qualitätsanforderungen an das Produkt geregelt werden.

Kommentare – 1

  • @user_143095
    24.02.2023 16:15
    Mitglied

    Vielen Dank für diesen Beitrag zu AdBlue. Interessant, dass es sich dabei um eine wässrige Harnstofflösung handelt. Ich muss meinen neuen Diesel damit betanken und wollte mich daher dazu informieren.

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