Haldex-Kupplung: Funktion, Symptome von defekten Haldex-Getrieben und mögliche Probleme

Haldex-Kupplung: Vorteile, Nachteile und Probleme

Allradantriebe sorgen nicht nur für ein bessere Geländegängigkeit, sondern auch für eine bessere und schneller Fahrbarkeit. Doch gibt es eigentlich gar nicht “den” Allradantrieb. In Wirklichkeit gibt es eine große Vielfalt an Systemen, welche den Antrieb beider Fahrzeugachsen erlauben und eine davon ist die so genannte Haldexkupplung, sodass man den Antrieb oftmals auch als Haldex-Allradantrieb bezeichnet. Diese Technik ist inzwischen weit verbreitet, wobei diese erst 1995 von Volkswagen bei der schwedischen Firma Haldex für den breiten Markt entdeckt wurde. Im folgenden Artikel besprechen wir die wichtigsten Eigenschaften dieser Antriebsart und welche Vorteile, Nachteile und Probleme damit in Zusammenhang stehen.

Die Funktion der Haldex-Kupplung

Die Funktion der Haldex-Kupplung

Um spezifische Vor- sowie Nachteile diskutieren zu können, müssen wir uns zunächst mit der Funktion der Haldex-Kupplung beschäftigen. Grundlage dieses Systems ist es, dass die Standard-Antriebsachse weiterhin normal mit dem Motor verbunden bleibt. In der Regel handelt es sich dabei um die Fahrzeugvorderachse. Die andere Achse wird dann über die Haldex-Kupplung zum Haldex-Allrad ergänzt.

Hauptaugenmerkt liegt bei dieser Antriebart darauf, dass das Drehmoment, welches zusätzlich zur Vorderachse auf die Hinterachse übertragen wird, durch eine Druckeinstellung reguliert werden kann. Dies erlaubt eine präzise Anpassung an die aktuellen Straßen- und Verkehrsverhältnisse. Nach der ersten Serienreife des Haldex-Antriebs im Jahr 1998 wurde dessen konkretes Design und damit auch die Funktionsweise mehrfach verändert. Grundlage ist jedoch eine Kardanwelle, welche die Antriebswelle für das linke bzw. rechte Fahrzeugrad an der Fahrzeugantriebsachse (meist die Vorderachse) ergänzt. Zur Übertragung des gewünschten Drehmoments auf die Hinterachse nutzt man nun die Haldex-Kupplung, bei der es sich um ein entsprechendes Achsdifferential handelt. Dieses besteht aus einer öldruckgetriebenen Lamellenkupplung. Durch Aufbau eines ausreichenden Öldrucks wird diese Kupplung und damit die Drehmomentübertragung aktiviert.

Wie wird die Haldex-Kupplung aktiviert und gesteuert?

Inzwischen gibt es einige Generationen von Haldex-Kupplungen. Diese unterscheiden sich in erster Linie in der Art und Weise, wie der Öldruck zum Schließen/Aktivieren der Kupplung aufgebaut wurde. Bei den älteren Kupplungen der Generationen 1 bis 3 nutzte man dafür in erster Linie mechanische Konstruktionen. Diese kamen vor allem in den Baujahren 1998 bis 2008 zum Einsatz. So treibt ein Drehzahlunterschied zwischen Vorder- und Hinterachse eine Öldruckpumpe an und die Kupplung überträgt Kraft auf die Hinterachse. Der Drehzahlunterschied entsteht vor allem dann, wenn die Vorderachse nicht genügend Haftung hat und damit durchdreht. Auf diese Art und Weise wird quasi das Drehmoment automatisch besser auf die Straße gebracht. Die Regulation erfolgte elektronisch über ein Ventil, welches den anliegenden Druck verändern konnte.

Die Haldex Generation 4 machte schließlich Schluss mit den mechanischen Haldex-Pumpen. Stattdessen werden die Haldex-Pumpen für das Öl der Haldex-Kupplung nun elektrisch angetrieben. Ein Vorteil dieses Designs ist es, dass das Haldex-Differential nun vollständig elektronisch gesteuert werden kann. Es wird nicht erst ein Drehzahlunterschied zwischen Vorder- und Hinterachse benötigt, sondern das System kann nur über die Haldex-Vorladepumpe sozusagen schon prophylaktisch den benötigten Öldruck aufbauen. Bei der Haldex der Generation 5 profitieren Sie vor allem von einer Gewichtsreduktion des gesamten Systems. Darüber hinaus hat sie kleinere Abmessungen und erleichtert es den Fahrzeugherstellern, diese in ihre Fahrzeuge zu integrieren. Darüber hinaus erlaubt der integrierte Haldex-Controller eine komplette Trennung des zusätzlichen Antriebsstrangs, damit auf diese Art und Weise Kraftstoff eingespart werden kann. Weil die Haldex-Kupplung mit einer Ölpumpe arbeitet gibt es natürlich auch einen entsprechenden Haldex-Filter, welcher zu den Verschleißteilen Ihres Autos gehört. Auch ein Ölwechsel ist bei einem Haldex-Allrad von Zeit zu Zeit notwendig.

Welche Vorteile der Haldex-Kupplung gibt es?

Wie eingangs erwähnt, benötigt die Integration des Haldex-Allrads nur wenig Platz. Insbesondere für Kleinwagen, welche sowieso primär die Vorderachse antreiben in die dynamische Integration des Heckantriebs ein entscheidender Vorteil. Auch das zusätzliche Gewicht beträgt lediglich fünfzig bis einhundert Kilogramm. Die Reaktionszeit dieses Antriebskonzepts ist sehr schnell und auch die Drehmomentverteilung lässt sich per Haldex-Control vergleichsweise einfach regulieren, denn dies geschieht nur per Öldruck. In der neusten Generation kann elektronisch der zweite Antriebsstrang entkoppelt werden, was unter anderen einen möglichen Abschleppvorgang ermöglicht (ansonsten darf ein Allradfahrzeug nicht mit einem klassischen Abschlepper transportiert werden).

Nachteile und Grenzen des Haldex-Allradantriebs

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und so hat jedes Fahrzeugsystem auch spezifische Nachteile und Probleme. Weil dieser Allradantrieb nicht kontinuierlich aktiv ist, behaupten einige Experten, dass man die Haldex-Kupplung gar nicht als echten Allradantrieb bezeichnen kann. Ob dies nun eher als Vor- oder Nachteil zu werten ist, kommt ganz auf die Situation an. Schlussendlich geht dieses Design jedoch mit dem Nachteil einher, dass die Geländetauglichkeit eines solchen Fahrzeugs deutlich schlechter ist als die eines Wagens mit Vollzeit-Allradantrieb. Schlussendlich liegt hier der Fokus auf der Alltagstauglichkeit.

Ein weiterer Nachteil ist, dass es der spezifische Aufbau lediglich erlaubt, höchstens die Hälfte des Drehmoments zur zweiten Antriebsachse zu übertragen. Dies liegt daran, dass der Frontantrieb ja immer aktiv bleibt und mindestens die Hälfte des Motordrehmoments auf die entsprechenden beiden Räder übertragen wird. Kleinere Verschiebungen realisieren die Ingenieure durch die Integration von dosierten Bremsungen einzelner Räder. Dennoch ist es nicht möglich, den Antrieb besonders heckbetont anzusteuern.

Fazit

Die Nachfrage nach Allradantrieben ist in den letzten Jahrzehnten erheblich gewachsen. Das hat dazu geführt, dass solche Antriebe auch mehr und mehr in kleinere Fahrzeuge eingebaut werden sollen. Mit den klassischen Allradantrieben war dies jedoch schwer, weil diese zu viel Platz benötigen. Die Haldex-Kupplung stellt gerade in dieser Umgebung eine interessante Alternative dar und erlaubt es sogar, dass Motordrehmoment nach Wunsch zwischen Vorder- und Hinterachse zu verteilen. Dies hat dazu geführt, dass die Haldex-Kupplung zu den beliebtesten Allradantrieben unserer Zeit gehört.

Ein Tipp von AUTODOC: Sollten Sie sich für den Kauf eines Audis mit Allradantrieb entscheiden, so sollten Sie wissen, dass dieser Hersteller einen Haldex-Allradantrieb als permanenten Allradantrieb vermarktet. Dies liegt technisch darin begründet, dass bei diesen Fahrzeugmodellen stets ein kleiner Anteil des Motordrehmoments (einige Nm) auch auf die Hinterachse übertragen wird. Dennoch gelten die gleichen Limits, Einschränkungen und Nachteile, die wir in diesem Artikel beschrieben haben.

Kommentare – 2

  • @user_76170
    22.08.2021 19:05
    Mitglied

    Wenn der Vorderachse der Grip ausgeht, kann die Haldex-Kupplung 100% des Drehmoments an die Hinterachse geben, nicht 50%.
    Anmerkung zu Haldex 5: Nach meiner Erfahrung ist Haldex 5 nicht mehr so reaktionsschnell wie Haldex 4, da zum Druckaufbau erst die Pumpe anlaufen muss, während bei Haldex 4 der Druck permanent vorhanden ist. Spürbar ist das beim flotten Anfahren in Kurven.

  • @M. D.
    31.10.2023 22:34
    Mitglied

    Bei meinem Octavia III Scout ist nach 130.000 Km die 2. Pumpe verreckt - Weil man so clever war bei der hier verbauten Haldex V den Ölfilter einzusparen. Leider lassen beim Kundendienst viele Werkstätten lediglich das alte Öl ab und füllen neues rein. Es sollte aber auch mal die Pumpe rausgezogen und gereinigt werden, das Sieb ist meistens völlig zu. Und das schon weit bevor die 60.000 Km Wechselintervall erreicht sind.

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